Ein Tag in Jois: Nebel, Reben und ein besonderer Winzer

Ein Tag in Jois: Nebel, Reben und ein besonderer Winzer

Wir haben Martin schon seit einiger Zeit versprochen, dass wir sein Weingut besuchen – den Ort, an dem die Magie passiert. Neulich hatte ich an einem angenehm verregneten, nebligen Tag eine Fahrt nach Sopron, in die ungarische Heimat des Kékfrankos, die praktisch nur eine unsichtbare Staatsgrenze von Burgenland trennt. In Wahrheit sprechen wir von demselben Terroir. Wenn ich schon in der Gegend war, rief ich Martin an, sagte, dass ich gerade vorbeifahre und gerne auf einen Kaffee vorbeischauen würde. Wie immer nahm er die Idee mit guter Laune und Herzlichkeit auf, also machte ich mich auf den Weg nach Jois.

Als ich in die kleine Stadt hineinfuhr, führte mich das GPS großzügig herum – was mich aber überhaupt nicht störte, denn so konnte ich eine gepflegte und sympathische Ortschaft entdecken. Martins Weingut erreicht man über eine Nebenstraße der Oberen Hauptstraße. Sobald man aus der Häuserzeile herauskommt, öffnet sich ein wundervoller Blick: Weinreben und See, so weit das Auge reicht. Foto anbei. Auch wenn man es auf diesem Bild nicht sieht – ich war schon öfter hier, und der Anblick ist tatsächlich beeindruckend.

Martin erwartete mich mit seinem gewohnten Lächeln und seiner freundlichen Art. Er fragte, ob ich einen Kaffee trinken möchte. Ich sagte gerne ja, denn er kauft auch bei uns die Caffé a Casa Single Origin Bohnen. Die Ironie wollte es, dass während des Mahlens die allerletzte Bohne im Hopper verschwand. Also tranken wir schließlich doch etwas anderes.

Danach stiegen wir ins Auto und er zeigte mir die Weingärten. Der erste, nicht weit vom Weingut entfernt, bestand aus ungewöhnlich aussehenden Rebstöcken. Die Stämme waren hochgezogen, und die Kronen waren buschig wie Sträucher. Martin erzählte, dass man früher die Reben nicht kannte oder beschnitt – und dass er diese traditionelle Methode auf einigen Parzellen wieder eingeführt hat. Diese Art der Nicht-Schnitt-Erziehung führt zu kleinen Trauben mit beerenkleinen Beeren. Das ist eines der besonderen Merkmale seiner Weine. Ein Teil der Chardonnay- und Zweigeltreben wird heute so kultiviert.

Weiter ging es zum nächsten Gebiet zwischen dem Neusiedler See und dem Leithaberg. Der See wärmt sich tagsüber auf und gibt die Wärme abends nur langsam ab, während die Berge dieses Mikroklima halten. So entsteht ein besonders vorteilhaftes Klima für die Reben.

Anschließend fuhren wir zurück ins Weingut und machten einen Rundgang durch die ganze Kellerei. Das Besondere an diesem Keller ist die konstant relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Zwischen den Fässern der allseits beliebten Bestseller standen auch einige spannende Stücke. Wer Martin ein wenig kennt, weiß, wie sehr er die Weinbereitung liebt – mit Leidenschaft und Demut. Gleichzeitig lässt er seinen mutigen, experimentellen Ideen Raum. So kommt es, dass er Merlot in Laphroaig-Fässern reifen lässt.

Die bis zur Extravaganz reichende Vielfalt seiner Weine und ihre durchgängige Qualität sind schlicht magisch. Kein Wunder, dass Martins Weine auf der ganzen Welt geliebt werden – und er selbst hoch geschätzt ist.

 

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